Vanuatu

Nach einigen Monaten in Neuseeland ging es Mitte Januar 2020 nach Vanuatu, einer kleinen Inselgruppe mitten im Pazifik. Dort arbeitete ich für Okeanos Foundation, die traditionelle Katamarane, so genannte „Vakas“ bauen und diese im Pazifikraum für Versorgungsfahrten einsetzen. Ziel dieser Non-Government-Organisation ist es, ein unabhängiges, nachhaltiges Netzwerk aufzubauen, welches von Locals für Locals betrieben wird. 
 
Ein bis zwei mal die Woche sind wir zu den Shepherd Islands gesegelt. Diese Inseln werden mit keinem anderen Versorgungsschiff angefahren, weil dort oft nicht mehr als 80 Leute wohnen. Der Staat Vanuatu besteht aber wiederum aus ca. 100 solcher Inseln. Dem entsprechend gibt es einen Bedarf an Transport: Bis zu acht Passagieren passten neben der Crew auf die zweirümpfigen Segelboote. Transportiert wurden Grundnahrungsmittel, wie Reis, aber auch Hygieneprodukte und Lernmaterialien. Auf der Rückfahrt haben wir oft Fisch, Pflanzen und Früchte mit auf die Hauptinsel genommen, die dann auf dem Markt von Familienmitgliedern verkauft wurden. 
 
Mein Job war es, im Office auszuhelfen, Passagiere und Fracht zu koordinieren und das Lager neu zu strukturieren. Richtig helfen konnte ich, indem ich Computer-Nachhilfe gegeben habe und technische Geräte instand gesetzt habe. Im Gegenzug durfte ich auf den Versorgungsfahrten dabei sein und habe so nicht nur ein wenig Segeln der ursprünglichen Art kennen gelernt, sondern auch die Kultur der Melanesier.
 
Die „Ni-Vans“ – so nennen sich die Bewohner von Vanuatu – kommen mit sehr wenig Geld aus und scheinen darüber aber keineswegs unglücklich zu sein. Alles was sie zum Leben brauchen, haben sie praktisch direkt vor der Tür: An den Bäumen wachsen die leckersten Früchte, das Meer versorgt sie mit Fisch und die Temperaturen sind so, dass es das ganze Jahr über angenehm warm ist. Deswegen sagen sie von sich selber, dass ihr Leben aus Essen und Reden besteht. Klingt entspannt – ist es auch. Den Gedanken an Morgen kennen die Ni-Vans praktisch nicht. Was auch zur Folge haben kann, dass sie zwei Tage nach einer Gehaltsauszahlung nichts mehr in der Tasche haben, weil sie es direkt wieder ausgegeben haben. Vor allem wird damit Kava gekauft, einem Getränk, welches eine leicht betäubende Wirkung hat. An einem Ort namens „Nakamal“ trinkt man es abends in geselliger Runde wie hier das Feierabend-Bier.
 

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